Luxuszüge haben Modellbahner schon immer fasziniert. Daher fanden sich aktuelle und historische Modellnachbildungen fast immer in den Katalogen der großen Hersteller. Für die junge Deutsche Bundesbahn der frühen Nachkriegszeit begann mit der Bildung der "blauen Züge" eine Epoche, in der eine spürbare Verbesserung der Reisemöglichkeiten auch äußerlich ausgedrückt wurde.
Mit dem Rheingold-Express und dem Loreley-Express bzw. Rheinpfeil begann 1951 die Epoche der blauen Komfort-Züge der Deutschen Bundesbahn.
Die Sitzwagen waren zunächst ausschließlich aus aufgearbeiteten Wagen der Bauart ABC4üwe Baujahr 1939 ("Schürzenwagen") gebildet, stahlblau lackiert, mit erhabenen Aluminium-Ziffern und Buchstaben beschriftet und die Seitenwände mit silbergrauen Längsstreifen dekoriert. Deutlich trugen alle Wagen die weit sichtbare Anschrift "D E U T S C H E B U N D E S B A H N" mittig auf der Seitenwand.
Der Zug führte alle Wagenklassen, auch die 3. Klasse bot gepolsterte Sitzbänke. Ab 1953 wurden zusätzlich auch blaue Schürzenwagen der Bauart C4üwe 39/53 und AB4üe-39/53 beigestellt. Als Packwagen wurden Wagen der Bauart Pw4üe 1937 und SalPw4üe-38 in gleicher Weise lackiert und beschriftet beigestellt. Als Speisewagen diente zunächst ein blauer CIWL-Speisewagen, erst ab SoFpl 1955 lief ein DSG-WR4üe39 im Zug. Fast alle Sitzwagen (Ausnahme: ehemalige Rheingold 1928-Wagen) waren mit Drehgestellen der Bauart "Görlitz leicht mit 4. Federung" ausgerüstet. Dieses Drehgestell gibt es aktuell in H0 nur bei MÄRKLIN.
- Modelle der blauen Sitzwagen gab es 1997 von Märklin (Zugpackung "Loreley" Nr. 43209 und eine 2-Wagen-Zusatzpackung Nr. 43219 - leider mit für diese Ausführung falscher Ep. IIIb-Klassenbezeichnungen). Auch Liliput hat Zugpackungen und Einzelwagen über Jahrzehnte angeboten. Alle Modelle sind nicht wirklich zeitgemäß in ihrer Ausführung. Liliput-Bachmann lieferte auch blaue Schürzenwagen, die in ihrer Lackierung (kobaltblau) und Beschriftung kein Vorbild in der Ep. III hatten. TRIX hat 2005 die Wagen in einer korrekten Rheingold-1952-Ausführung ins Programm genommen: AB4üe TRIX Nr. 23333, ABC4üwe 39/52 TRIX Nr. 23334, C4üwe 38/52 TRIX Nr. 23335, wobei bei TRIX eine Lieferserien mit deutlich zu kleinen Anschriften geliefert wurde.
Fehldruck korrekter Druck
- Ebenfalls 2005 bot Märklin/TRIX eine Zugpackung "Rheingold" an, die aus Schürzenwagen in der Ausführung nach 1955 bestanden. Diese Packung hat kein Vorbild, denn 1956 lief der Rheingold-Express bereits mit Neubauwagen. Die Wagen dieses Zuges müssten den damals bereits eingeführten "DB-Keks" als Eigentumsmerkmal erhalten, um einzeln in F- und D-Zügen des Inlandsverkehrs einsetzbar zu sein. Im November 2020 lieferte BRAWA ein sehr gelungenes Modell der von der DB umgebauten Wagen aus.
- Ein passender Packwagen Pw4üe-37/51 war lange von Liliput und in einer Sonderserie 1999 als sehr gutes Modell von Fleischmann erhältlich. Der auch von TRIX und MÄRKLIN angebotene ehemalige Pw4üe-38/52 aus dieser Serie lief so nicht im "Rheingold". Die im Umlauf des "Rheinpfeil" 1952 tatsächlich eingesetzten SalPw4ü, einer davon mit eckiger Kanzel auf dem Dach, gibt es nicht als Modell.
- Der sechsachsige SalWR6üe-37 DSG 1227[p] für den "Rheinpfeil" wird von Liliput-Bachmann angeboten
- Ein blauer SalPw4ü lief zeitweilig im Nordlauf des F37 "Hans Sachs" mit. Der Rücklauf erfolgte in einem mir nicht bekannten Zug.
Ab 1953 betrieb die DB ein Netz aus schnellen, kurzen F-Zügen, die nur die 2. Klasse (ab 1956 1. Klasse) anboten. In den Kursen liefen Schnelltriebwagen aller vorhandenen Bauarten und auch kurze, lokbespannte Züge aus blauen Wagen.
- Für diese Züge wurden Wagen der Bauarten Rheingold 1928, 1928, und 1935 aufgearbeitet (mindestens 1 Wagen der Bauart 1923 "Hecht/Hapag-Lloyd" und 1926 wird in manchen Listen geführt) und ebenfalls stahlblau mit Metallbeschilderung und silbergrauen Streifen ausgeführt. Allerdings trugen diese Wagen nur noch die Buchstaben "DB" in Wagenmitte. 4 Sitzwagen wurden mit einem Speiseabteil und einer Küche ausgestattet.
Als Speisewagen dienten Wagen der Bauarten Rheingold 1928, WR4ü-28, WR4üe-35 und WR4üe-39.
- Brauchbare bzw. sehr gute Modelle der Bauart 1928 gibt es von Liliput-Bachmann, in Blau: L384211, L384411, L384511 sie im F55/56 "Blauer Enzian" als Gegenzug zum Henschel-Wegmann-Zug und Roco (als Neuheit 2010) nur in der Zugpackung 64041- leider mit falschem Drehgestell und einer späteren Kopfgestaltung trotz Ep. IIIa-Ausführung.
- Modelle der Bauart 1935 werden von Lima/Rivarossi (mäßige Ausführung) und von Fleischmann (sehr gute Ausführung) angeboten. Beide Hersteller bieten leider ein falsches Drehgestell. Als blaue F-Zug-Wagen gab es von Lima nur den WG4üke-35/53 10811 Ffm in einer fragwürdigen Ausführung, der zusammen mit dem baugleichen 10 810 Ffm als Gesellschaftswagen in der Ausführung wie beim Rheingold-Express von der Hauptverwaltung der DB bereitgehalten wurde. Fleischmann lieferte seine blauen F-Zug-Wagen in einer Sonderpackung "Gambrinus" nur 1999 und in einer Auftragsfertigung für Märklin/Trix als "Merkur" 2007 .
- Märklin bot einen F-Zug Nr. 42881 "Glückauf", gebildet aus ehemaligen Rheingold-1928-Wagen in einer Blech-Ausführung an. Die einzelnen Wagen existierten in dieser Ausführung, bildeten aber nie gemeinsam einen Zug.
- BRAWA bietet seit 2020 einen F-Zug-Wagen der Bauart Rheingold 1928 an, die allerdings nur noch als Verstärker-Wagen eingesetzt wurden.
Eine Sonderstellung nehmen die Wagenparks des F-Zuges "Blauer Enzian" ein.
- Eine Zuggarnitur wurde aus dem 5-teiligen, fest gekuppelten Verband des "Henschel-Wegmann-Zuges" gebildet, der sog. "Gegenzug" aus besonders ausgewählten und modifizierten Wagen der Bauarten Rheingold 1928, 1928, 1935 und 1939. Liliput bietet imer wieder einmal in wechselnder Zusammenstellung, aber niemals zutreffend, zusammen mit den Einzelwagen 11 700 und 11701 eine 5-teilige Zugpackung an.
- Der HW-Zug wird in der F-Zug-Ausführung von Rivarossi (HR 4043, 5-teilig) und von Märklin angeboten, der Gegenzug von Liliput-Bachmann. Beide Züge wendeten wegen ihres markanten Aussichtsabteiles am Zugschluss über Gleisdreiecke. In München stand ein Reservezug bereit, der mindestens einmal im Jahr aufgrund eines Fahrplan-"Lecks" auch planmäßig zum Einsatz kam.
Gute Modelle der F-Zug-Neubauwagen der Ep. IIIa gab es nur in einer kurzen Lieferserie von ADE (AB4ümg und BR4ümg). Alle anderen maßstäblich langen Modelle basieren auf Ausführungen, die erst Ende 1955 oder später in Dienst gestellt wurden. Auch der Halbspeisewagen von Hobbytrain/Lemke/LS-Models entspricht in Farbgebung und Kopfgestaltung nicht dem Vorbild. Erst die LS/Hobbytrain-Sonderpackung "F3 Merkur" bringt einen vorbildgerechten Ep. IIIa-F-Zug aus Neubauwagen.
HERIS kündigt seit Jahrzehnten die auch in F-Zügen eingesetzten kurzen Baumusterwagen (Westwaggon und Uerdingen) der Auslieferung 1950 an.
Schlecht sieht es mit Nachbildungen korrekter Triebfahrzeugen aus. Sie lassen sich aber meist aus Serienmodellen (01 ABK, 01.10 ABK, 03 ABK, 03.10 ABK, 05 001-002, 05 003, 18.4-5, 23, 38.10-40, V200 Vorserie, V200.0, E18, E19,) "zurückbauen". Ein Modell der USTC 1818 (EMD MRS-1) fehlt völlig.
Ab Ende 1955 wurden bei den blauen Wagen die aufgesetzen metallenen Eigentumsbezeichnungen umgehend durch den neuen, werbewirksameren "DB-Keks" als Grafik ersetzt. Mit der Einführung der 26,4m-Neubauwagen ab 1953 wurden die Vorkriegswagen zügig aus dem F-Zug-Dienst verdrängt und am Anfang der 60er Jahre in normales D-Zug-Chromoxyd-Grün umlackiert.
Ein interessantes Fotodokument tauchte im Juni 2010 auf: eine Aufnahme aus Lübeck 1958 zeigt einen Zug der Verbindung Hamburg Hbf-Lübeck Hbf-Travemünde Strandbhf. mit einer 41 oder 50, einem ex-LBE-Doppelstockwagen und einem blauen A4ü-28. Es ist nicht klar, ober der A4ü ein F-Zug-Nachlauf oder sonstiger Kurswage ist oder planmäßig fest im Zugverband lief.
Quellenhinweis:
Wer sich über die Einsatzgeschichte genauer informieren möchte, sei auf die Seiten von Heinrich Hanke verwiesen. Eine Liste der blauen Wagen und der Neubauwagen habe ich durch Auswertung der Literatur aufgestellt. Die wichtigste Literatur zu diesem Thema ist sicher
- RHEINGOLD, F. Ernst, Düsseldorf 2003 (5. Auflage)
- Vom Fernschnellzug zum Intercity, F. Ernst, Freiburg 1983 (vergriffen)
Schöne Anlagenfotos vom Einsatz der blauen Züge gibt es bei www.rheinmodellbahn.de.
Modellhinweise:
Für den Modellbahner stellt sich neben der Ausführungsqualität der Wagen die Frage, wie sich die Modelle der einzelnen Hersteller im Zugbild darstellen, denn reine Kombinationen von nur einem Hersteller sind nicht möglich und nicht vorbildgerecht.
Hier nun einige Bilder der Kupplungssituation:
Die Modelle von Märklin/TRIX und Fleischmann harmonieren im Zugbild sehr gut, die einfacheren Faltenbälge (hier ein WR mit Gummiwulst!) lassen sich gegen die Fleischmann-Faltenbälge problemlos austauschen.
Korrekte Drehgestelle (Görlitz IIIl mit 4. Federung) können wir ab Ende 2015 von BRAWA erwarten (bei den Eilzugwagen Bauart 1936)
Einigermaßen harmonisch ist das Bild der Kombination aus Fleischmann-35er und TRIX/Märklin-39er-Wagen. Es fällt auf, dass Fleischmann die Rahmenbeschriftung im epochetypischen Gelb ausgeführt hat.
Auffällig ist die unterschiedliche Höhe der Faltenbälge bei der Kombination Fleischmann-Liliput. Da beide Ausführung der Faltenbälge - und auch die von Märklin/TRIX - nicht wirklich gelungen sind, könnte ein Umbau auf Roco- oder BRAWA-Faltenbälge ein einheitliches Zugbild schaffen. Die Seitenlinie stimmt auch hier.
Bei LIMA stimmt fast nichts - auch nicht die Sitzwagen-Inneneinrichtung des Gesellschaftswagens. Lackierung und Beschriftung des WG4üke sind jedoch sehr gut gelungen, so dass ein Modellbauer vielleicht eine Grundsanierung mit Austausch der Drehgestelle und Faltenbälge sowie den Einbau der korrekten Inneneinrichtung (lose Bestuhlung, Konferenztisch oder Speisewagenanordnung, kleine Küche, Änderung der Fensterteilung) erwägen würde. Weitere F-Zug-Wagen aus dieser LIMA-Fertigung möchte man sich aber vermutlich nicht wünschen...
Hinsichtlich der Lackierung und Detaillierung kommt kein bereits verfügbares Modell an die Ausführung der Fleischmann-Wagen heran. Hier wurde sogar die Klappe, die im Inlandsverkehr die "1" verdeckt, und die deshalb tiefer sitzende "2" nachgebildet. Die aktuelle, 3. Neuauflage der Liliput-Bachmann weist zwar deutliche Verbesserungen (nach meiner Intervention...) auf, ist aber noch längst nicht ideal.
Die Roco-Wagen basieren auf den bereits ausgelieferten 28er-Wagen der DB im Zustand ab 1955 (ohne Aufstiegsleitern mit tiefer gesetzten Oberwagenlaternenhaltern), aber korrekten, vollverblechten Rahmen und abgedeckter "1". Die Wagennummern in der Packung 64041 sind "11 435 Hmb" und "11 454 Hmb" sowie DSG "1150". Die Anschrift der beiden Sitzwagen an Kasten und Rahmen und Linien ist mit Ausnahme des "DB" in elfenbein ausgeführt und damit falsch. Das Lackierungs- und Beschriftungs-Mix resultiert vermutlich daher, dass der "Gambrinus" zunächst als Ep. IIIb geplant war, aber nach der Erkenntnis, dass der "Gambrinus" da schon komplett mit Neubauwagen lief, kurzfristig auf Ep. IIIa umgestellt wurde.
Abschließend noch der Hinweis auch an die Modell-Hersteller: In den Epochen IIc bis IIIa gab es im Inlandsverkehr nur 2 Klassen - die 2. und die 3. Klasse. Tarifliche Wagen der 1. Klasse wurden nur im internationalen Verkehr eingestellt. Soweit Wagen mit einem Angebot an Abteilen der 1. Klassen im Inlandsverkehr liefen, wurden die 1. Klasse als tarifliche 2. Klasse behandelt. Neubauwagen der Bauarten ABC4üm und AB4ümg wiesen keine technischen Unterschiede zwischen den Abteilen der 1. und 2. Klasse auf. Mit dem Sommerfahrplan 1956 änderte sich also im Angebot der DB tariflich nichts, lediglich entfiel das Angebot der 1. Klasse nun auch international und die Klassenbezeichnungen wurden um 1 herabgesetzt.
Dieser Beitrag wird noch ergänzt, wenn zeitgemäße Schürzenwagen verfügbar sind.
Dier Beitrag darf ohne meine schriftliche Erlaubnis weder kopiert oder veröffentlicht noch direkt verlinkt ("deep link") werden. Alle Bilder: Will Berghoff 2010