Neben den Vollspeisewagen und den Halbspeisewagen bot die DB zusammen mit der DSG Anfang der 60er auch im Trend aus den USA ein "Büfett" im Zug an, also eine Kombination aus Schnellrestaurant, Stehimbiss und Verkaufstresen.

A.C.M.E. BRbu4üm-61 Gangseite
A.C.M.E. BRbu4üm-61 Gangseite

Modelle dieser Büffetwagen sind bisher rar. Ende 2020 hat der italienische Importeur A.C.M.E. die im selben Jahr angekündigten Modelle in Ep. IIIb und IVa ausgeliefert. Ich rechne nicht mit weiteren, akzeptablen Nachbildungen.

Vom betrieblichen Konzept entspricht der Wagen den Halbspeisewagen, führt also auch normale Abteile der 2. Klasse. Nach 2 Baumusterwagen 10 701 und 10 702 (ab 1968: Bauart 281) auf Grundlage der noch nicht voll dem UIC-Typ X entsprechenden Wagen der Bauart 1960 wurde 1962 bis 1964 einer Serie von 48 (Bauart 282) und weiteren, etwas geänderten 5 Fahrzeugen (Bauart 283) in Dienst gestellt. Diese entsprachen voll der UIC-Bauart-X mit dem verstärkten Wagenkopf. Viele dieser Wagen wurden ab dem Einsatz der "Quick-Pick" umgebaut, umgenutzt oder verkauft.

Äußerlich ist das Ergebnis sehr ansprechend, kleine Fehlerchen dürften die meisten Käufer verzeihen - wie auch ich. Die Version in Ep. IIIb ist im korrekten RAL 6020 Chromoxydgrün gehalten, mit einem silberfarbenen Dach, dass den Neuzustand gut trifft.

Weit besser verkäuflich dürfte die Ep. IVa-Version in der auffälligen Zweifarb-Lackierung, auch "Kakadu" genannt, sein.

A.C.M.E. BRbum282
A.C.M.E. BRbum282 "Kakadu" 10 703 Ffm, ab 1968 51 80 85-40 010-0

Doch bei dieser Ausführung ging wohl die Kontrolle über die Fakten verloren. Trotzdem, wen kleine Details nicht irritieren, der kann sich auch hier über ein schönes Modell freuen. Dazu weiter unten mehr.

Es gab in den Foren eine intensive Diskussion des Modells. Deshalb hier gleich am Anfang eine Zusammenfassung der "großen" Kritikpunkte:

  • Dachfarbe Kakadu: RICHTIG, wenn auch "gegen die Regel"
  • Inneneinrichtung: im Detail falsch, für nur 2 andere Wagennummern fast richtig
  • Fenstermattierung: Für beide Fahrzeuge bestätigt
  • Wagennummer Kakadu: RIC-Verwendung falsch
  • Laufverhalten: durchgängig "herstellertypisch" sehr schlecht, kann selbst nachgebessert werden
  • Kupplung: mit echter Roco-KK zu lang, obwohl Norm eingehalten wird. Längspiel erheblich, Kulisse hakelig

In den frühen 70er Jahren boten RIVAROSSI mit einem zweifarbigen, 30cm langen, aber mit 1:82 etwas zu massiven Modell und LILIPUT mit dem grünen Ep. IV-Modell, beide auf Basis der Musterwagen mit regelmäßig angeordneten 1 m-Fenstern (Bauart 1960) einen Büfettwagen an. Märklin folgte etwa 2015 mit einem 1:100 Modell des Serienwagens mit 1,2 m-Fenster und unterschiedlicher Fensterteilung. Diese Modell nahm A.C.M.E. wohl zum Anlaß, ein maßstäbliches Modell auf dem aktuellen und anspruchsvollen Standard der in China gefertigten Fahrzeuge anzubieten.

Allen Ausführungen gemeinsam ist der Bereich mit 5 Abteilen der 2. Wagenklassen. Hier gehen die Wettbeweber einer unterschiedlichen Philosophie nach und detaillierten sehr unterschiedlich. A.C.M.E. legt Wert auf den von außen leicht einsehbaren Bereich und bildet leider die Gepäckablagen nur sehr grob vereinfacht nach. Dafür sind über den Sitzen jeweils die typischen Fotos bzw. Spiegel angedeutet.

ROCO & A.C.M.E. DB-Wagen Bauart 1961
ROCO & A.C.M.E. DB-Wagen Bauart 1961

Das Foto zeigt auch gleich die Unterschiede im Gesamtkonzept zwischen den beiden Herstellern - und die daraus folgenden Probleme im gemeinsamen Einsatz der "Einheitswagen" im Zugbild. Gekuppelt entsteht ein zu großer Spalt, weil A.C.M.E. die NEM-Maße für den Kuppelabstand zwar einhält, die Kopfanbauteile aber zu kurz sind.

ADE Avmh mit ACME BRbum
ADE Avmh mit ACME BRbum
ADE Avmh mit ACME BRbum
ADE Avmh mit ACME BRbum

In der Kombinatione mit ADE passt es gut - der Höhenversatz ist der Gleislage geschuldet.

A.C.M.E. 52250 Abteil-/Küchenseite
A.C.M.E. 52250 Abteil-/Küchenseite Wagen 10 726 Köl
A.C.M.E. 52252 Gangseite
A.C.M.E. 52252 Gangseite

Die "Hardware" ist bei beiden Modellen identisch, sie unterscheiden sich nur durch Lackierung und Anschriften. Die Fensterbeschichtung ist für die Ausstattung BRO 16 korrekt. Die beiden unteren Fensterhälften im Gastbereich waren undurchsichtig. Bei BRO 17 sind diese Fenster komplett durchsichtig.

Nachtrag Fenster: eine intensive Sichtung von Fotos ergab, dass die dort abgebildeten Wagen mit BRO 16 nur ein einziges halb geweißtes Fenster haben - das erste. Alle andernen Fenster, auch hinter dem Büffet, sind klar - bei Ep. IVa-Wagen zweifarbig oder mit großem, aufgemalten roten Büffetraum-Schild. Aber: Es existiert allerdings auch ein Foto des 10 726 im Ablieferungszustand (abgebildet z. B. bei Stefan Carstens im aktuellen Anschriften- und Lackierungsbuch) mit diesen 5 unten mattierten Fenstern. Auch einen Kakadu zeigt er so. Und dann passt es ja genau!

Inzwischen habe ich auch etliche Innenansichten von BRO 16 und BRO 17-Wagen. Sie zeigen sehr variantenreiche Fensterweißungen. BRO 017 ohne Weißung im Theken- und Sitzbereich, BRO 16 mit Weißung im Theken und Stehtichbereich und auch Weißung im Stehtischbereich Gangseite, dort nur die 2 Fenster vor dem Sitzbereich. Es steht zu vermuten, dass es bei BRO16 beabsichtigt war, den Rücken der am Tisch stehenden und auf den Barhockern sitzenden Gäste nicht zu zeigen - warum auch immer.

Nicht überzeugen ist die Lage der Fenstertrennstreben. Beim kleinen Festfenster liegt sie zu tief, in den Türen wechselnd zu hoch und zu tief. Auch sind die Fenster nicht alle axial perfekt eingesetzt. Im Bereich der Theke sollte auf der Gangseite ein Handlauf über die Fenster bis zum Festfenster im Eingangsbereich laufen. Direkt unter den beiden ganseitigen Fenster im Thekenbereich war bei beiden Ausführungen ein ca 20cm tiefes Brett zum Abstellen von Getränken angebracht, für die dort stehenden Reisenden war der Handlauf gedacht. Um die Theke lief außen etwa 20cm unter der Oberkante ebenfalls ein Handlauf.

ACME 52252 Fensterlage
ACME 52252 Fensterlage

Technische Schwachpunkte sind die hakelige Kurzkupplungskulisse sowie die sehr schlechten Rolleigenschaften im Auslieferungzustand. Beides kann jedoch leicht behoben werden. Beim 52250 war, wie man sieht, ein "Bunker", also von außen und innen zugänglicher Vorratsbehälter, unter dem Küchenende schlecht montiert. Die montierten "Feder-"Puffer sind zu kurz, schon im Lieferzustand hakelig, ausgeleiert, die Gummiwulste zu dünn. Da die Kurzkuplungshalterungen korrekt mit der Pufferbohle abschließen, ergibt sich ein optisch zu langer Kuppelabstand.

A.C.M.E. Kupplung + Drehgestell
A.C.M.E. Kupplung + Drehgestell (Link zu Erläuterung)
ACME BRbu4üm Unterboden
ACME BRbu4üm Unterboden

Alle Bauteile am Unterboden sind extrem bruchfreudig und deshalb mit größter Vorsicht zu behandeln.

A.C.M.E. Zurüssteile
A.C.M.E. Zurüstteile

Es liegen reichtlich Zurüstteile bei, sie sind allerdings für den Anlagenbetrieb nicht zwingen erforderlich und fehlen auch optisch nicht. Alle im Betrieb sichtbaren Kleinteile sind ab Werk montiert.

BRbu4üm Inneneinrichtung
BRbu4üm Inneneinrichtung

Bis auf die Wagen 10 709 und 10 710 hatten die Serienwagen aus 1962 und 1963 die Einrichtung BRO 16, also einen kleinen Stehtresen längs der Fenster gegenüber vom Bufett, 16 Sitzplätze an 3-4er-Tischen und 7 Sitzplätze an 2er-Tischen.

ACME 52250 / 52252 Inneneinrichtung
ACME 52250 / 52252 Inneneinrichtung

Das A.C.M.E.-Modell hat hingegen die Inneneinrichtung der Bauart BRO 17, allerdings ohne den langen Tresen am Fenster gegenüber dem Büffett und mit einem Sitzplatz zuviel (rechts vom Büffet der erste Einzelsitz). Dafür hat man die gelb-weißen Streifenmuster am Tresen sehr schön nachgebildet. Nur die beiden Wagen mit BRO 17-Einrichtung hatten die typischen frühen 60er-Jahre-Streifenmuster, der 10 710 in gelb und der 10 709 in grün. Es darf also vermutet werden, dass A.C.M.E. den 51 80 85-40 010-0 nachgebildet hat in der Annahme, dies sei der ehemalige 10 710 mit BRO17. Tatsächlich aber gehört die UIC-Nummer zum ehemaligen 10 703, dem ersten Serienwagen und letzten ohne 1.000V Heizleitung.

BRbuümg-62, Foto: DB/Palm Bildlink: www.eisenbahnstiftung.de
BRbuümg-62, Foto: DB/Palm Bildlink: www.eisenbahnstiftung.de
ACME BRbu4üm RIC-Raster
ACME BRbu4üm RIC-Raster mit "DR"

Das RIC-Raster verspricht bei beiden Modellen vollen Verwendungsbreite, dabei wäre nur Gruppe B (1.000 V 16 2/2 Hz) richtig - mit Ausnahme der Wagen 10 701 -10 703 (s.u.). Tatsächlich waren die Büfettwagen mangels Zollverschlußmöglichkeit für Transit-Warenbestand für den grenzüberschreitenden Verkehr nicht geeignet. "DR" darf vor der Umsetzung der Grundlagenverträge 1976 nicht angeschrieben sein, dieser Rechtsraum existierte aus Sicht der Deutschen Bundesbahn nicht.

Auch die Lösung der eingesteckten Metalldrähte als Griffstangen überzeugt hier nicht.

ACME BRbumh282
ACME BRbumh282

Warum man sich aus 48 Möglichkeiten ausgerechnet den einzigen Vorbildwagen 10 703, ab 1968 51 80 85-40 010-0, der nur 24V-Lichtmaschine und keine 110V und 1.000 V-Ausrüstung hatte, als Wagennumer für die Ep. IV ausgesucht hat, erscheint unerklärbar. Das RIC-Raster dieses Wagens ist also ebenfalls falsch, ebenso das Tonanlage-Zeichen, denn die Wagen hatten nur Lautsprecher und Leitungen innen. Der Bremsumsteller ist auch falsch

ACME BRbu4üm
ACME BRbu4üm


Das Dach des "KAKADU" sollte umbragrau sein. Matt aufgetrocknet fällt der Unterschied nicht so auf, aber gerade diese Farbe ist nass/glänzend deutlich dunkler als trocken/matt. Im Ep. IV-Zugbild fällt dies auf. Es gibt Fotos aus 1968, die die ersten umlackierten Wagen noch mit silbernem Dach zeigen. Also hier auch nicht falsch. Aller Übergänge sind fliessend.

ACME 52250 DSG-Adler
ACME 52250 DSG-Adler

Der Digtaldruck ist bei A.C.M.E. augenscheinlich ebenso verbesserungsfähig wie bei ROCO. LS-Models zeigt hier einen deutlichen Vorsprung. Den DSG-Adler habe ich bei KUSWA vor Jahren nach meiner Zeichnung ätzen lassen, es dürfte also ein Bezug dort möglich sein.

ACME 52250 Anschrift
ACME 52250 Anschrift

Dies ist die erste Ausführung der Anschrift. Später wurde die Anschrift "DSG-Büfett" rot hinterlegt mit beigem Rahmen, etwa, wie ein langes Blechschild. Diese Anschrift gab es auch noch in der Ep. IV, so dass hier noch Varianten möglich sein können.

Insgesamt gibt es etliche kleine Unstimmigkeiten bei der Zusammenstellung der gewählten Anschriften, die im Drehscheibe-Online-Forum ausdiskutiert wurden. Stetig wechselnde Vorgaben des Betreibers wurden bei Bahnfahrzeugen teilweise sehr schleppend umgesetzt, so dass es schwierig ist, ein Modell so zu beschriften, dass es einerseits korrekt beschriftet ist, andererseits aber auch in einem möglichst breiten Zeitraum einsetzbar ist. Fast alle Hersteller unterscheiden nicht tiefer als die NEM 806 D vorgibt. Tatsächlich änderte sich aber oft jährlich etwas. Damit wird der Modellbahner leben müssen.

ROCO & ACME Wagenköpfe
ROCO & ACME Wagenköpfe

Auch die Wagenköpfe erscheine nicht voll gelungen. Der Scheibeneinsatz mit seinem zweiten Rahmen wird irritierend,, der Übergang ist insgesamt zu hoch und dadurch der Gummiwulst deutlich oberhalb der NEM. Man sieht aber auch deutliche Fortschritte gegenüber dem fast 30 Jahre alten ROCO-Modell. Die Lage der E-Kupplung stimmt nicht für alle Vorbildversionen, spätere Lieferung hatten die Halterung in der ebenen Fläche der Kopfwand. Der "Deckel" entfiel Ende der 60er Jahre. Bis dahin war es eine 90°-gerundete Vollabdeckung und nicht nur so ein Knubbel. Beim Modell stand wohl eher ein FS-UIC-X-Wagen Pate...

ACME BRbu4üm
ACME BRbu4üm

Eine kleine Anmerkung zu Modellkritiken wie dieser:
Die Deutsche Bundesbahn hat im Betrieb die Fahrzeuge permanent überarbeitet. Anlass dazu gab es durch Änderungen von Vorschriften und Normen/Richtlinien der EBO und UIC, der Berufsgenossenschaft (DSG) und anderer Unfallsversicherer, zunehmenden Einfluß des Gesetzgebers (z. B. Hygienevorschriften ab 1970 auch für die Bahngastronomie), Einfluß betrieblicher Erfahrungen und Änderungen durch Instandhaltungsmaßnahmen sowie Sparmaßnahmen. Es ist für Modellhersteller nicht nur schwierig, wirklich ein Modell auf den Punkt nachzubilden, weil diese Änderungen bei jedem einzelnen dieser Wagen zu einem anderen Zeitpunkt erfolgten, auffällige Änderungen schränken auch den Absatz ein. So muss man in Kauf nehmen, dass ein Modell entweder in keinen Zeitraum perfekt "passt" oder aber nur für einen sehr eingeschränkten Zeitraum passend ist. Mitunter ist auch die Art der Recherche und die Auswahl der Quellen entscheidend - das lehrt hier die Fensterdiskussion. Wer prüft schon Fenster beim "Carstens"? Meine Arbeit ist es, mögliche Unterschiede auszuarbeiten, nicht aber, ein im Grunde gutes Modell wie dieses zu verdammen. Ausnahmen, die nicht hinnehmbar sind, gibt es aber auch. Eine gewisse "Plausibilität" erwartet auch der Käufer. Die "Epoche" ist meist keine Hilfe, der einzig wirklich verlässliche Unterschied z.B. zwischen IIIa und IIIb sind die Klassenziffern. Alles andere war fliessend.


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