Die Modellbahnindustrie bietet ihre Modelle in vielen farblichen Varianten an. Gerade die jüngere Geschichte der DB/DB AG war von etlichen Farbwechseln geprägt, die nicht immer Zustimmung der "Fans" fanden.
Im Übergang vom Nachkriegs-Notbetrieb über die wachstumsgeprägte Wirtschaftswunderzeit zum modernen Transportunternehmen hat aber die DB etliche, oft unbemerkte Farbwechsel vorgenommen. Nicht immer trifft die Modellbahn-Industrie da den "richtigen Ton". Oft sind es gerade absatzpolitische Gründe, die zu historisch falschen Ergebnissen führen.
Ein deutliches Beispiel liefern die blauen F-Zug-Wagen.
Alle bis 1958 gelieferten blauen DB-Wagen mit Ausnahme der TOUROPA-Liegewagen waren stahlblau RAL 5011. Auch die bis 1965 gelieferten Elektrolokomotiven waren, wenn sie blau lackiert waren, immer in RAL 5011 "stahlblau" lackiert.
Es soll auch grüne Neubau-Wagen der Bauart AB4ümg-54 gegeben haben. Dazu habe ich eine eigene Seite erstellt.
Alle Wagen mit der alten 1. Klasse (auch die Neubauwagen) wiesen eine Klappe mit Scahrnier zwischen der "1" und der "2" auf. Mit dem daran befestigten Deckel konnte man wahlweise die "1" oder die "2" abdecken. Im Inlandsverkehr gab es keine 1. Klasse, daher war die "1" meist abgedeckt.
Zum Sommerfahrplan 1956 entfiel zwar die alte 1. Klasse und die beiden verbliebenen Klassen wurden in 1. und 2. Klasse umbezeichnet, aber eine Umlackierung der Wagen fand nicht statt.
Mit der 1960er Lieferung der A4ümg stellte die DB bei Neulieferung der A4ümg die Farbe auf RAL5013 "kobaltblau" um. Diese Farbe trugen von Anfang an die Liegewagen CL4ümg/Bc4üm für den TOUROPA-Zug.
Die Modellbahn-Industrie grenzt nun nach den NEM-Epochen ab, liefert also alle Wagen der Epoche IIIb bewusst in RAL5013 ab. Dabei ist es historisch äusserst unwahrscheinlich, dass ein in RAL5008 abgelieferter Wagen vor etwa 1965 in RA5013 umlackiert wurde. Denn die Lackfristen laufen meist 11 Jahre nach Lieferung ab, vorher wird nur aus besonderem Grund neu lackiert. Somit sind nahezu alle vor 1959 abgelieferten Wagen, soweit sie nicht ohnehin grün umlackiert wurden oder ausgemustert wurden (also die 6 Doppelstockwagen und 2 22,5m-Vorserienwagen aus 1949/1950), beginnen mit dem Lieferdatum in 1953 erst nach 1964 umlackiert worden dann bereits wenigstens mit der auffälligen Übergangsbeschriftung (Wagennummer und Bezeichnung in Wagenmitte unter dem DB-Symbol) wieder in Betrieb gegangen.
Die Wagen, die möglicherweise bereits 1963/64 umlackiert wurden und so die alte Beschriftung wieder erhielten, waren von einer Bauart, die auffällig abwich - vor allem der Wagenkopf mit den kleinen, hochliegenden Zugschlusssignalen. Modelle eines solchen Wagens (Auf Basis AB4ümg-53 und BR4ümg-53) mit hochliegenden, kleinen Zugschlüssen liefert nur ADE, allerdings für die frühe Epoche IIIb im falschen kobaltblau. Alle anderen Modelle bilden Wagen der Bauart 1958 bis 1959 nach, sind also von der Bauart her entweder nie in Epoche IIIa einzuordnen oder in Epoche III nie kobaltblau gewesen. Eine Ausnahme wären die an anderer Stelle erwähnten grünen AB4ümg-54, da diese nach 1958 blau lackiert wurden - sie wären denkbare Vorbilder für Wagen in RAL 5013 mit 54er-Wagenköpfen!
Eine dritte Variante stellt der 1. Klasse-Streifen dar. Er erschien erst 1958 und wurde im Laufe von 2 Jahren auf den Bestand angebracht. Ein 1959er F-Zug könnte als bestehen aus:
A4ümg-54 stahlblau ohne 1.-Kasse-Streifen
AR4ümg-54 stahlblau ohne 1. Klasse-Streifen
A4ümg-58 stahlblau mit 1.-Klasse-Streifen
A4ümg-60 kobaltblau mit 1.-Klasse-Streifen
Ein solcher Zug ist im Modell momentan und auch in absehbarer Zeit nicht nachbildbar. Alle vor Mitte 1955 gebauten Wagen hatten in Wagenmitte die Buchstaben "DB" in Aluminiumlettern aufgenietet, alle vor 1956 gelieferten Wagen hatten aufgenietete Aluminiumziffern als Klassenkennzeichnung neben den Einstiegstüren.
Den Vogel jedoch schiesst Liliput-Bachmann mit dem blauen einzelnen Schürzenwagen ab, der selbst für kobaltblau schon zu hell mit 1.-Klasse-Streifen geliefert wird - reine Phantasie. Die blauen Wagen in den Zugpackungen (F-Züge, HW-Gegenzug "Blauer Enzian") hingegen sind von der Idee her weitgehend korrekt lackiert, wenn die Chinesen mal die Farbe treffen. Ob Liliput den ABR4üe-29/52 jemals in einer richtigen blauen F-Zug-Variante liefern wird, steht in den Sternen. Man traf dort ja die Farbe, aber vertauschte fatal die Farben des "Speiseabteil"-Schildes. Die Neulieferung hatte dann das spätere Schild des dann schon grünen Wagens. Die Größe des DSG-Symboles war deutlich zu groß und wurde nicht überarbeitet.
Rivarossi bietet aktuell auch einen streifenlosen blauen B4ümg an - dies ist wegen eines Missverständnisses leider vom Modellaufbau her nicht ein Ep. IIIa-B4ümg-54 (später A4ümg), sondern ein C4ümg (später B4ümg). Die waren nun nie blau. Gute Idee, aber dumm gelaufen...
Ich bin gespannt, wie Lemke/Hobbytrain den angekündigten AR4ümg-53 gestaltet - sind doch die 54er-Kopfformen nicht vorhanden und der angeheuerte, angesehene Wagenberater aus Hamburg zumindest resistent gegenüber dieser Erkenntnis. Schliesslich sind die bisher angebotenen, sehr schönen 59er A4ümg kobaltblau. Dass lässt den Fehler schon erahnen. HERIS kündigt diesen Wagen übrigens auch an - wie auch die beiden 22,5m-Versuchswagen von Wegmann und Uerdingen.
Die Türinnenflächen waren bei diesen Wagen übrigens nicht orange (erst ab 1974!) - was man leider bei den Roco-Wagen mit sich öffnenden Türen als erstens sieht.
Die Frage des Grüns (RAL6007, DB-200 und RAL6020) ist nun wieder ganz anders und folgt als Betrachtung in Kürze.