Anschriften an Fernreisezugwagen der Deutschen Bundesbahn
Die NEM 800 und NEM 806 D machen einen als allgemein verbindlich verstandenen Vorschlag zur Einteilung der Modellnachbildungen in Zeiträume, in denen diese sinnvoll zusammen einsetzbar sind.
Dies ist zum einen keine Vorschrift, zum anderen auch eine recht grobe Abgrenzung, die die tatsächlichen Verhältnisse vor allem an den Epochegrenzen, aber auch innerhalb der Epochen nicht wirklich trifft. Dennoch wird diese Norm allgemein als Fortschritt verstanden. Sie hilft dem unerfahrenen Modellbahner ebenso wie der Industrie.
Ich möchte auf dieser Seite zum einen solche durch die absolute Betrachtung der NEM 806 D entstandenen Dogmen abschwächen, zum anderen aber auch eine "Epoche" in diesem Zeitraum betrachten, die vom MOROP und der Industrie völlig vergessen wurde. Keinesfalls jedoch möchte ich Wolfgang Diener zur Konkurrenz werden, denn in seiner Tiefe und Gründlichkeit kann ich schon aufgrund meiner Quellenlage nicht mithalten. Hoffentlich erscheint sein bekanntes, längst vergriffenes und stets gefragtes Standardwerk "Anstrich, Beschilderung und Anschriften an Reisezugwagen" bald wieder einmal in einer neuen, überarbeiteten Auflage.
Epochengrenzen:
Die Epochengrenzen können nicht so scharf gezogen werden wie die NEM 806 D dies darstellt.
- Die Epoche IIc wird inzwischen von Modellbahnern aufgeteilt in eine
Epoche IIc (1937-1945, DRB von Gründung bis Kriegsende) und
Epoche IId (1945 - 1950 DRB von Kriegsende bis Geltungsbeginn des Bundesbahngesetzes*) - Die Epoche IIIa (1949 - 1956, genauer bis 3. Juni 1956**)
- Die Epoche IIIb (1956-1968 mit Entfall der 1. Wagenklasse und ziffernmäßiger Heraufstufung der 2. und 3. Wagenklasse
zu 1. bzw. 2. Wagenklasse sowie Wechsel der wichtigsten Anstrichfarbtöne) - Der Beginn der Epoche IV wird mit der Einführung der sog. UIC-"Computerbeschriftung" gleichgesetzt. (Anstrichänderungen in 1972/74 finden in der Epocheneinteilung keine Berücksichtigung - ebensowenig die Beendigung des Einsatzes von Dampflokomotiven bei der DB im Reisezugverkehr 1975 und im Güterzugverkehr 1977)
Die "Selbsthilfe" der Modellbahner im Fall der Epoche IId ist einleuchtend - ein auffälliges Merkmal der Fahrzeugkennzeichnung verschwindet sehr schnell - das ehemalige Hoheitszeichen der untergegangenen Machthaber. Dafür kommen und gehen allierte Kennzeichnungen, kommen und gehen Einsätze teilentkleideter Stromliniendampfloks und Einsätze ausländischer "Beutewagen" und versprengter Fahrzeuge. Es werden auch Neufahrzeuge z.T. in großer Zahl (Güterwagen) beschafft und Versuchs- und Musterfahrzeuge gebaut. Diese Epoche ist sicher so zu betrachten, dass kein Tag dem anderen gleicht. Zudem hat die Zoneneinteilung nicht nur in Bezug auf die "Ostzone" den Übergang und Austausch von Fahrzeugen erschwert. Hochwertige Reisezüge aus modernen Vorkriegswagen waren den Besatzungsmächten weitgehend vorbehalten, ebenso die meisten Dieseltriebwagen. Lange Kolonnen abgestellter unbrauchbarer Dampfloks prägen das Bild mancher untergeordneter Bahnstrecken.
Mit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland werden auch die Sondervermögen geschaffen und durch Gesetze im Bestand bestimmt. Das Bundesbahngesetz vom 13.12.1951 regelt die Aufgaben und Rechte der Deutschen Bundesbahn. Erst damit beginnt die Existenz der Deutschen Bundesbahn. Die Festlegung des Beginns der Epoche III auf 1949 ist damit gegenstandslos.
Auffällige Merkmale dieser Teil-Epoche a sind:
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Dieses alles passiert natürlich nicht an einem Tag - und so verkehrten noch lange zonenbeschriftete Güterwagen vor allem im Berlinverkehr. Aus politischen Gründen wurden sogar 1957 noch G10 in Zonenbeschriftung nach der Revision so wieder in Betrieb genommen. Neubaugüterwagen hat man wohl damals ungerne im Berlin-Verkehr eingesetzt. Auch wurden schon vor dem SoFpl 1956 die Klassenbezeichnungen an den Reisezugwagen geändert, um diese Massenaufgabe in einem hinnehmbaren Zeitrahmen vollziehen zu können.
Die Epoche IIIb wird eigentlich immer verstanden als
Auch hier geschah nicht alles an einem Tag - wie am Beispiel der grünen und blauen Wagen gezeigt. |
Interessant ist hier vor allem die Abgrenzung zur Epoche IV, die allgemein als Zeitpunkt der Einführung der UIC-"Computerbeschriftung" verstanden wird. Bei dieser Betrachtung wird völlig übersehen, dass
- Güterwagen bereits seit 1961 neben der 1951 eingeführten Bauartbezeichnung die UIC-Gattungsbezeichnungen trugen
- diese im Laufe der nächsten Jahre den Platz wechselten (Punkt-Kennzeichnung) und
- die Bauartnummern dazu kam und auch bereits seit 1964
- Güterwagen die "Computerbeschriftung" trugen
Es gibt kaum Modellnachbildungen, die dieser Situation Rechnung trugen - und sie bestand doch über viele Jahre.
Noch erstaunlicher ist jedoch, dass eine Beschriftungsepoche bei Reisezugwagen völlig vergessen wurde:
Bei den Rheingoldwagen wurden die Fahrzeuganschriften nicht mehr im Anschriftenspiegel in der Nähe der linken Einstiegstür, sondern nur noch auf dem (technisch nicht mehr als separates Bauteil zu betrachtenden) Rahmen aufgebracht. Die Wagennummer war bei den Rheingold-/Rheinpfeil- und TEE-Wagen zunächst rechts vom RIC-Raster angeschrieben. Bei den 1965/1966 neulackierten bzw. neugelieferten Reisezugwagen wurde die Wagennummer dann in der Reihenfolge Bauart-Wagennumer (5-stellig)-Heimatbahnhof unter dem nun erhöht angebrechten DB-Zeichen in der Wagenmitte auf dem farbigen Aufbaubereich unterhalb der der Fensterreihe aufgebracht - so, wie später die UIC-Kennzeichnung. Alle anderen Betriebsanschriften erfolgten nur auf dem schwarzen Bereich des Rahmens. Diese Maßnahme betraf insbesondere die Bauarten A4üm-65, AR4ümh-65, AB4üm-63, B4üm-61, BD4üm-61, WRt4üm-64 und einige aufgearbeitete *üm der 54/55er-Baujahre. Nach 1968 wurden nicht im RIC-Verkehr eingesetzte *3yge-Wagen noch so umbeschriftet, allerdings meist ohne den übrigen Anschriftenspiegel entfallen zu lassen. Weitere Änderungen, die nicht immer zeitgleich erfolgten: Nennung der der Achszahl nur bei Wagen, die nicht zwei 2-achsige Drehgestelle aufwiesen, ab 1966 Neulackierung der Dächer in Umbragrau RAL 7022 ab 1966 |
Diese Beschriftungsvariante der damals modernsten Reisezugwagen wird von der Modellbahnindustrie völlig ignoriert, obwohl doch gerade sie z.B. hinter einer 01.10/011 zeitweise besonders typisch und auch dokumentiert ist.
Bei den ab Oktober 1966 neulackierten bzw. neugelieferten Reisezugwagen wurde die Wagennummer dann in der in der UIC vereinbarten Form aufgebracht. Diese Arbeiten wurden bei den RIC-fähigen DB-Reisezugwagen in 1969 abgeschlossen.
Es bestand also in den Jahren 1967 bis 1969 ein Parallelbetrieb der 3 letzgenannten Varianten. |
Auch die DSG-Wagen unterlagen Änderungen, die nicht in diese straffen Epochegrenzen passen.
Informationen zu den Inhalten und Bedeutungen der Reisezugwagenanschriften finden Sie hier.
* Mit Schreiben vom 7. September 1949 wurde der Gebrauch des Begriffes "Deutsche Bundesbahn" im Dienstverkehr bereits eingeführt. Das Bundesbahngesetz wurde erst am 13. Dezember 1951 verabschiedet und trat erst mit Verkündigung am 17. Dezember 1951 in Kraft
** Dieser Zeitpunkt bestimmt den Beginn des Sommerfahrplanes 1956. Dieser hat aber nur sichtbare Auswirkungen auf den Personenverkehr, nicht auf andere Betriebsteile und Betriebsmittel. Es verkehrten bereits vor diesem Zeitpunkt umbeschriftete Wagen bzw. vorab den neuen Regelungen entsprechende Neubauwagen.