In der unmittelbaren Nachkriegszeit waren die "besseren" Reisezugwagen von den Besatzungsmächten für eigene Zwecke beschlagnahmt und im öffentlichen Verkehr kaum anzutreffen. Im Langstreckenverkehr dominierten die Eilzugwagenbauarten 1930 ff., zunächst auch noch mit offenen Übergängen. Nach 1949 begann die neue Deutsche Bundesbahn mit einem Beschaffungs- und Modernisierungsprogramm für Reisezugwagen, das insbesondere neue, 26,4m lange Drehgestellwagen betraf. Auf Basis der in 1949 und 1950 von den westdeutschen Waggonbaufirmen Uerdingen und Westwaggon entwickelten Baumuster der 26,4m-Bauart entstanden Großserien verschiedener Sitzwagenbauarten als Ersatz für abzustellende oder in ihre ursprünglichen Dienste zurückzureihende (4y) Vorkriegswagen.
Dabei wurden auch speziell auf die Bedürfnisse der Bizonen-Besatzungsverkehre ausgerichtete Wagen hergestellt. Im Austausch wurden die bisher dort eingesetzten Vorkriegswagen der moderneren Bauarten frei und kehrten in den Regelbetrieb zurück. In vielen Fällen war eine Aufarbeitung erforderlich.
Besonders die Drehgestellwagen mit (blechverkleidetem) Holzaufbau der Länderbahnzeit waren in einem schlechten Zustand und durften aufgrund ihrer schwächeren Konstruktion nicht so freizügig eingesetzt werden, wie es ein wirtschaftlicher Betriebsablauf erfordert. Sie wurden daher nach 1952 zügig abgestellt und waren ab 1962 nicht mehr im Personenverkehr zugelassen. Brauchbare Bauteile (Rahmen, Fahrwerk, Drehgestelle) wurde in Umbauprogrammen (4yg, MPw4) weiterverwendet.
Der Standardwagen in Schnellzügen der Nachkriegszeit und der jungen Deutschen Bundesbahn war allerdings der 8-türige Eilzugwagen der Bauarten 1930 bos 1943, der in großer Zahl vorhanden war und in meheren Umbauprogrammen für den D-Zug-Einsatz ertüchtigt wurde. Diese Fahrzeuge stehen in vielen Ausführungen von BRAWA, ESU, Fleischmann, Liliput und Roco zur Verfügung
Die Drehgestellwagen mit Stahlaufbau der Zwischenkriegszeit wurden als noch recht moderne Wagen z.T. bis in die 80er Jahre eingesetzt:
- Bauart 1920 - "preussische" D-Zugwagen mit Oberlicht
(Sitzwagen und Gepäckwagen), genietet
Modelle: BRAWA Beispiel: B4ükw
- Bauart 1923 - "Hechte" auf Konstruktionsbasis der preussischen Stahlwagen, ohne Oberlicht, mit windschnittigen Türanordnungen und im Türbereich abgeschrägten Dachkanten
(Sitzwagen, Gepäckwagen mit asym. Dachaufbau, Schlafwagenbauarten), genietet.
Modelle: Roco, Märklin/TRIX - nicht jedoch die BRAWA-"Poln. Hecht"-Typen! Besprechung Märklin-Modell
- Bauart 1926 - "Hechte" mit gerade durchgezogenem, nicht verjüngendem Dach
(Sitzwagen, Schlafwagen), genietet.
Modelle von LIMA/Rivarossi (identisch)
- Bauart 1928 - Vollstahlwagen mit eingezogenem Türbereich, gerade durchgehendes Dach
(alle Wagenbauarten), verschiedene Unterbauarten und Konstruktionsvarianten, genietet, teilw. geschweißt.
Modelle: Liliput-Bachmann, Roco Besprechung Liliput-Bachmann BR4ü und Roco WR4ü
- Bauart 1935 - "windschnittige" Vollstahlwagen - Zusatzverblechung an den Wagenenden für ein geschlosseneres Zugbild, geschweisste Wagenkästen - und Rahmen
(alle Wagenbauarten).
Modelle: Fleischmann (auch für Märklin/TRIX) Besprechung Fleischmann WR4üe
- Bauart 1939 - "Schürzenwagen" mit tiefer Verblechung unter dem Rahmen und ebener Aussenfläche, Leichtbau
(alle Wagenbauarten). - Modelle: Roco (ankündigung zurückgezogen), Liliput-Bachmann, Märklin/TRIX Besprechung WR4üe
Diese Wagen wurden beliebig in Reisezügen gemischt eingesetzt, Züge aus nur einem Wagentyp waren nicht üblich.
Die meisten Sitzwagen mit 3. Klasse (ab 1956: 2. Klasse) wurden in Umbauprogrammen modernisiert und mit modernen Polstersitzen (Bauart Wanisch) ausgerüstet. Diese Wagen erhielten zusätzlich das Nebengattungszeichen "w". Viele gut erhaltenen oder modernisierte Wagen der Bauarten ab 1928 wurden in stahlblau lackiert und im frühen F-Zug-Verkehr eingesetzt, bis genügend Neubauwagen der Polsterklassen verfügbar waren.
Eine besondere Rolle spielten die damals modernsten 39-Wagen aller Klassen im frühen internationalen Nord-Süd-Verkehr Holland-Schweiz-Italien (Rheingold-Express, Loreley-Express). Sie wurden stahlblau lackiert und stolz mit "DEUTSCHE BUNDESBAHN" beschriftet.
Wagen ab Bauart 1928 waren meist RIC-fähig. Im Österreich-Verkehr konnten auch ältere Bauarten eingesetzt werden.
Die Wagen der Bauart 1920 verschwanden bis 1962 aus dem Dienst und wurden ebenfalls in Um- und Neubauprogrammen (4yg, 4n) "verbraucht".
Die Wagen der Bauart 1922 wurden bis 1968 ausgemustert, etliche Wagen daraus wegen ihres guten Zustandes im Sonderverkehr (Rollende weinstraße, Salon- und Tanzwagen, Dienstwagen) nach Umbau noch lange weiter verwendet.
Die Wagen der jüngeren Bauarten wurden nach 1960 erneut überarbeitet und für den zunehmenden Balkan-Verkehr hergerichtet. Andere Wagen wurden bevorzugt im Regionalverkehr und im Militärverkehr (Bundeswehr, belg. Streitkräfte) eingesetzt.
Zu den meisten Bautypen gab es auch korrespondierende Konstruktionen als Gepäckwagen, Speisewagen oder Schlafwagen. Oftmals waren diese aber nur äusserlich angeglichen (z. B. bei den "Schürzenwagen")
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