RHEINGOLD SA4ü-28
RHEINGOLD SA4ü-28

Die besonders anspruchsvollen Reisenden des RHEINGOLD-Express, die überwiegend aus Großbritannien mit der Kanalfähre in Hoek van Holland ankamen, erlebten in den Salonwagen der damaligen, heute nicht mehr tarifierten 1. Klasse einen besonderen Komfort.

Innenansicht Großraumbereich SA4ü-28 Köln 20 508 Foto: Westwaggon Link: RWWA
Innenansicht Großraumbereich SA4ü-28 Köln 20 508 Foto: Westwaggon Link: RWWA

 

Es gab keinen dezidierten Speisewagen. Statt dessen wurden alle Reisenden an ihrem bequemen Platz so bedient, wie man das damals in einem Luxushotel und vermutlich auch daheim erwartete. Neben dem mit Küche ausgerüsteten Salonwagen der Bauart SA4ük wurde ein mit einem Großraumbereich und Abteilen ausgestatter reiner Salonwagen der Bauart SA4ü bereitgestellt, der von der Küche des SA4üK mitversorgt wurde

1.-Klasse-Abteil im SA4ü Köln 20 508 Foto: Westwaggon Link: RWWA
1.-Klasse-Abteil im SA4ü Köln 20 508 Foto: Westwaggon Link: RWWA

Jedem Reisenden stand in der 1. Klasse ein bequemer, loser Ohrensessel zur Verfügung. Für die maximal 48 Reisenden in den beiden von der Küche dies Wagens betreuten 1.-Klasse-Salonwagen waren 8 MITROPA-Mitarbeiter zuständig: Oberkellner, Küchenchef, 3 Kellner, ein Koch und zwei Küchenhelfer.

Serviert wurden neben einem (englischen) Frühstück jeweils frisch zubereitete, internationale Speisen und auch regionale Spezialitäten aus den vom Zug befahrenen Regionen sowie selbstverständlich High Tea.

So verbrachten die zumeist britischen Reisenden als gefragte Devisenbringer ihre Reise nach Köln, durch das Rheintal nach Heidelberg, Basel, Luzern oder Mailand auf angenehmste Weise. Dafür war zusätzlich zum Fahrpreis der 1. Klasse noch ein besonderer Zuschlag zu entrichten.

RHEINGOLD in Hoek van Holland 1938 Foto: RVM Link: www.eisenbahnstiftung.de
RHEINGOLD 2. Klasse (SB4ü) in Hoek van Holland 1938 Foto: RVM Link: www.eisenbahnstiftung.de

Die Wagen waren bei Lieferung im unteren Teil und am Wagenkopf in hellviolett gehalten, die Fensterbereiche crèmefarben. Die Anschriften "MITROPA", "DEUTSCHE REICHSBAHN" und die Klassenziffern sowie die Zierbemalung waren messingfarben bzw. aus Messing.
1932 wurden die Wagen umlackiert, statt hellviolett war die Grundfarbe nun pflaumenblau . Zudem wurde ab 1929 an den Salonwagen unter den Fenstern bei den Einstiegstüren mit Messingbuchstaben die Anschriften "RHEINGOLD" angebracht. Die Wagennummern wurden auf 10 5xx, 10 7xx und 105 00x geändert. Angeblich war alle goldfarbenen Anschriften und Zierlinien mit Blattgold belegt.

Alle Wagen waren 23,5m lang erhielten Drehgestelle der Bauart "Görlitz II schwer" für besonders ruhigen Lauf. Lieferanten waren LHB (2x), Wegmann und Westwaggon. 1932 wurden die Drehgestelle auf die Bauart "Görlitz III schwer" getauscht, um eine bessere Laufruhe zu erreichen.

 

Im Sommer 1939 mit Beginn des Krieges endete dieser Komfort, da der internationale Reiseverkehr eingestellt wurde.

DRG SA4ü-28 Bauart "Rheingold"
Wagennummer
bei Ablieferung
Wagennummer bei Umzeichnung 1934 Verbleib nach 1945 Umbau zu Verbleib
Kln 20 502 10 502 Köln vermutlich Kriegsverlust    
Kln 20 504 10 504 Köln vermutlich Kriegsverlust    
Kln 20 506 10 506 Köln vermutlich Kriegsverlust    
Kln 20 508 10 508 Köln DR (Bizone) USATC

DSG WR4üe-28/51 30pl.

10 232

11/70 -> FEK

Kein Wagen dieser Bauart ist im Originalzustand erhalten geblieben.

Anmerkung zur 1. Klasse:

Heute gibt es diese Komfortstufe nur noch indirekt. Die damalige erste Klasse "für Höchste und allerhöchste Herrschaften" wurde nach 1918 in Deutschland nur noch im internationalen Verkehr angeboten. Dies waren im wesentliche Zubringerzüge zu Seehäfen oder Züge, die Deutschland durchquerten oder Berlin mit dem rest der Welt verbanden. Zum Sommerfahrplan 1956 entfiel diese 1. Klasse europaweit und die 2. und 3. Klasse wurde jeweils nominell heraufgezeichnet, ohne sich zunächst zu ändern. Neu eingeführt wurde damals der Trans-Europ-Express (TEE), der durch einen Zuschlag den dort gebotenen besonderen Komfort möglich machte. Vorhandene 1. Klasse-Wagen und Abteile wurden denen der alten 2. Klasse tariflich gleichgestellt. Die Wagen des RHEINGOLD waren zu diesem Zeitpunkt bis auf die DSG-Wagen 1230 bis 1234 ihres besonderen Komforts beraubt.

Bedeutung der Wagenbezeichnung:

"S" = Salonwagen

"A" = 1. Klasse

"4" = Drehgestellwagen mit 4 Achsen in zwei Drehgestellen

"ü" = Wagen mit wettergeschützter Durchgangsmöglichkeit zum nächsten Wagen

Text und Fotos, soweit nicht anders vermerkt ©Will Berghoff 2019