Die besonders anspruchsvollen Reisenden des RHEINGOLD-Express, die überwiegend aus Großbritannien mit der Kanalfähre in Hoek van Holland ankamen, erlebten in den Salonwagen der damaligen, heute nicht mehr tarifierten 1. Klasse einen besonderen Komfort.

SA4ük 10 507 in einem USATC-Zug 1949 Foto: C. Bellingrodt Link: www.eisenbahnstiftung.de
SA4ük 10 507 in einem USATC-Zug 1949 Foto: C. Bellingrodt Link: www.eisenbahnstiftung.de

Es gab keinen dezidierten Speisewagen. Statt dessen wurden alle Reisenden an ihrem bequemen Platz so bedient, wie man das damals in einem Luxushotel und vermutlich auch daheim erwartete.

Die 1. Klasse im RHEINGOLD Foto: RVM 1937 Link: www.eisenbahnstiftung.de
Die 1. Klasse im RHEINGOLD Foto: RVM 1937 Link: www.eisenbahnstiftung.de

Jedem Reisenden stand in der 1. Klasse ein bequemer, loser Ohrensessel zur Verfügung. Für die maximal 48 Reisenden in den beiden von der Küche dieses Wagens betreuten 1.-Klasse-Salonwagen waren 8 MITROPA-Mitarbeiter zuständig: Oberkellner, Küchenchef, 3 Kellner, ein Koch und zwei Küchenhelfer.

Serviert wurden neben einem (englischen) Frühstück jeweils frisch zubereitete, internationale Speisen und auch regionale Spezialitäten aus den vom Zug befahrenen Regionen sowie selbstverständlich High Tea.

So verbrachten die zumeist britischen Reisenden als gefragte Devisenbringer ihre Reise nach Köln, durch das Rheintal nach Heidelberg, Basel, Luzern oder Mailand auf angenehmste Weise. Dafür war zusätzlich zum Fahrpreis der 1. Klasse noch ein besonderer Zuschlag zu entrichten.

RHEINGOLD in Hoek van Holland 1938 Foto: RVM Link: www.eisenbahnstiftung.de
RHEINGOLD SB4ük (2. Klasse) in Hoek van Holland 1938 Foto: RVM Link: www.eisenbahnstiftung.de

Die Wagen waren bei Lieferung im unteren Teil und am Wagenkopf in hellviolett gehalten, die Fensterbereiche crèmefarben. Die Anschriften "MITROPA", "DEUTSCHE REICHSBAHN" und die Klassenziffern sowie die Zierbemalung waren messingfarben bzw. aus Messing.
1932 wurden die Wagen umlackiert, statt hellviolett war die Grundfarbe nun pflaumenblau . Zudem wurde ab 1929 an den Salonwagen unter den Fenstern bei den Einstiegstüren mit Messingbuchstaben die Anschriften "RHEINGOLD" angebracht. Die Wagennummern wurden auf 10 5xx, 10 7xx und 105 00x geändert. Angeblich war alle goldfarbenen Anschriften und Zierlinien mit Blattgold belegt.

Alle Wagen waren 23,5m lang erhielten Drehgestelle der Bauart "Görlitz II schwer" für besonders ruhigen Lauf. Lieferanten waren LHB (2x), Wegmann und Westwaggon. 1932 wurden die Drehgestelle auf die Bauart "Görlitz III schwer" getauscht, um eine bessere Laufruhe zu erreichen.

SA4ük-28 Köln 20 507 bei Ablieferung Foto: Westwaggon Link: RWWA
SB4ük-28 Köln 24 507 (2. Klasse) bei Ablieferung Foto: Westwaggon Link: RWWA

Im Sommer 1939 mit Beginn des Krieges endete dieser Komfort, da der internationale Reiseverkehr eingestellt wurde.

DRG SA4ük-28 Bauart "Rheingold"
Wagennummer
bei Ablieferung
Wagennummer bei Umzeichnung 1934 Verbleib nach 1945 Umbau zu Verbleib
Kln 20 501 10 501 Köln DR (Bizone) USATC

DSG WR4üe-28/51 30pl.

10 230

+4/68
Kln 20 503 10 503 Köln CSD   CSD
Kln 20 505 10 505 Köln CSD   CSD
Kln 20 507 10 507 Köln DR (Bizone) USATC

DSG WR4üe-28/51 30pl.

10 231

+7/66

Kein Wagen dieser Bauart ist erhalten geblieben.

Anmerkung zur 1. Klasse:

Heute gibt es diese Komfortstufe nur noch indirekt. Die damalige erste Klasse "für Höchste und allerhöchste Herrschaften" wurde nach 1918 in Deutschland nur noch im internationalen Verkehr angeboten. Dies waren im wesentliche Zubringerzüge zu Seehäfen oder Züge, die Deutschland durchquerten oder Berlin mit dem rest der Welt verbanden. Zum Sommerfahrplan 1956 entfiel diese 1. Klasse europaweit und die 2. und 3. Klasse wurde jeweils nominell heraufgezeichnet, ohne sich zunächst zu ändern. Neu eingeführt wurde damals der Trans-Europ-Express (TEE), der durch einen Zuschlag den dort gebotenen besonderen Komfort möglich machte. Vorhandene 1. Klasse-Wagen und Abteile wurden denen der alten 2. Klasse tariflich gleichgestellt. Die Wagen des RHEINGOLD waren zu diesem Zeitpunkt bis auf die DSG-Wagen 1230 bis 1234 ihres besonderen Komforts beraubt.

Bedeutung der Wagenbezeichnung:

"S" = Salonwagen

"A" = 1. Klasse

"4" = Drehgestellwagen mit 4 Achsen in zwei Drehgestellen

"ü" = Wagen mit wettergeschützter Durchgangsmöglichkeit zum nächsten Wagen

"K" = vollwertige Wirtschaftsküche

Text und Fotos, soweit nicht anders vermerkt ©Will Berghoff 2019