Fleischmann stattet dieses Ende 2008 erstmals gelieferte Modell mit einer 6-poligen Schnittstelle gemäß NEM651 aus.
Da beginnt bereits das Problem. Der Handel hatte anfänglich hierfür nur sehr selten geeignete Dekoder lagernd. Dekoder für N-Lokomotiven sind oft zu schwach dimensioniert. Die hauseigenen TWIN-Dekoder von Fleischmann sind eher für einen anspruchslosen Einsatz im Betrieb für das alte Fleischmann-Digitalsystem und DCC gedacht und bei Preisen über 50 EUR prohibitiv teuer. Die für 2009 angekündigten Dekoder sind ebenfalls vergleichsweise teuer. Nur aus diesem Preisgefüge lässt sich verstehen, warum Fleischmann diese für H0 ungewöhnliche Schnittstelle einsetzt. Konstruktiv ist es weder erforderlich noch wünschenswert.
Ich habe den Digitrax DZ125IN inzwischen in der Lok in Betrieb und kann diesen sehr preiswerten Dekoder empfehlen.
Der Einbau ist denkbar einfach, leider geht die FLEISCHMANN-Anleitung darauf nicht ideal ein.
Man nimmt einfach den Kohlenkastenrahmen ab. Dazu drückt man ihn leicht zusammen.
Pin1 ist die Heizerseite, also gegenüber der Zeichnung im Digitrax-Manual einfach umdrehen. Änderungen der Grundkonfiguration waren nicht erforderlich.
Zimo liefert auch als etwas schwächer dimensionierten Dekoder den "MX620"mit direkt an der Platine angebrachten Kontakten nach NEM651.
Wer andere Dekoder einbauen will und ggf. die Lok weiter zerlegen will, sie auf meine früheren Hinweise gelenkt:
Hat man nun den passenden Dekoder im Versandhandel bestellt oder mit etwas Glück im stationären Fachhandel erworben, vermittelt die Einbauanleitung der Lok eine schnelle und problemlose Montage. Doch - HALT!
Bitte erst die beiden Leitern an der Tenderrückseite abziehen. Die oben angebrachten Griffstangen sind mit keiner Lokliege oder Loklage kompatibel und werden mindestens verbogen. Dann lösen Sie einfach gemäß der Bedienungsanleitung die 3 relevanten Schrauben am Tender... HALT!
Werfen Sie zunächst Ihr Baumarkt-Billig-Werkzeug in die Tonne. 2 dieser Kreuzschlitzschrauben vertragen keine China-Ware. Besorgen Sie sich passende Schraubendreher Größe 0 und 2, sonst ist der Frust schon jetzt los.
Ach, Sie haben bisher nur 2 Schrauben auf der Unterseite des Tenders entdeckt, diese gelöst und sind keinen Schritt weiter?
Dann nehmen Sie ihre Lese- oder Bastelbrille oder die Bastellupe zur Hand, drehen die Schraube in Tendermitte wieder in den Fahrwerkboden ein und betrachten von unten die hinteren Ecken des Wasserkasten. Richtig - die beiden kleinen schwarzen Punkte im roten Bereich sind die Schrauben 2 und 3. Sie sitzen sehr fest, sind sehr lang und als selbstschneidende Gussschrauben wenig haltbar.
Spätestens jetzt bereuen Sie, nicht zuvor puderfreie Latexhandschuhe oder Baumwollhandschuhe angezogen zu haben, denn die hervorragend seidenmatt lackierte Lok ist nun total betatscht. Sie werden die Lok nun noch häufig anfassen und wenden müssen, also holen Sie das nach.
Sind die 3 Schrauben nun gelöst, fällt das Tendergehäuse beim Hochnehmen der Lok ab. Das ist besser als es anzufassen und statt dessen die ganze Lok fallen zu lassen...
Meine Empfehlung: NehmenSie den Kohlenkasten vom Tendergehäuse ab (4 Klipse) und setzen Sie das Tendergehäuse ohne den Kohlenkasten sofort wieder auf. Das ist einfach?
JEIN. 2 Fallen lauern auch hier:
Falle 1: Die Lok-Tender-Kurzkupplung ist mit 3 Stiften im Tenderboden eingehängt und wird durch den Wasserkasten festgeklemmt. Das muss perfekt passen, damit die Kupplung leichtgängig bleibt.
Falle 2: Die Stromzuführungen müssen durch die beiden Hohlräume der Tendervorderwand geführt werden, sonst lässt sich der Wasserkasten nicht plan auf den Rahmen aufsetzen. Wie man das mit aufgesetzten Kohlenkasten leisten soll, bleibt ein Rätsel.
Wenn Sie das mit ihren 3 Händen geschafft haben, sind Sie fast fertig. Prüfen Sie nochmal, ob der Wasserkasten nun auf beiden Seiten plan aufliegt, der roten Wasserkastenboden darf seitlich nicht sichtbar sein. Nur mit festgeschraubtem Wasserkasten sind Probefahrten möglich, denn nur dann funktioniert die Lok-Tender-Kupplung zuverlässig.
Nun schliessen Sie den Dekoder gemäß Anleitung des Dekoderherstellers an die Schnittstelle der Lok an. Ach, sie haben keinen Hinweis in den Herstellerunterlagen zur Lage von Pin 1 und finden auch keinen Hinweis dazu bei Fleischmann? Ja. Dann war es das wohl...
Schön, dass man es wenigstens hier verschwommen erkennen kann, wie der Stecker (hier: ESU) ausgerichtet sein muss (Bei Liliput-Bachmann heisst es übrigens: "Das orangene Kabel muss aussen liegen". Witzig, oder?). Das blaue, lose Kabel muss unbedingt am Ende isoliert oder am Dekoder völlig abgelötet werden!
Aber das Ganze ist natürlich nun mit Kabel ziemlich groß.
Jetzt empfehle ich eine Probefahrt. Die Lok sollte "vorwärts" und "rückwärts" richtig verstehen. Dabei sollte das Licht in der richtigen Richtung leuchten und abschaltbar sein. Mehr Features hat die teure Lok nicht.
Nun kann man die Kabel kürzen - wer sich das Löten am Dekoder oder (schlechtere Lösung) am Stecker zutraut - oder aufwickeln. Mit doppelseitigem Klebeband kann man den Dekoder nun auf der Lokplatine im in der Anleitung zur Lok schraffierten Teil festkleben. Nun nochmal probefahren, den Kohlenkasten bei Erfolg aufklipsen und die beiden Tenderleitern wieder einstecken.
Das war's!
Wer noch nicht genug hat, kann ja mal rätseln, warum ein 3. Kupplungskopf beiliegt und in der Anleitung extra über das Auswechseln einer "Ersatzkupplung am Tender" geschrieben wird. Den Platz hätte man besser für eine ordentliche Anleitung zum Einbau des Dekoders genutzt.
Ein Bericht über das Modell selbst befindet sich auf www.modellbahn.net.
alle Fotos dieser Seite: Will Berghoff