Link: Einbau eines Funktionsdekoders in den Steuerwagen Zurüstung und Innenausstattung
PIKO ist günstig? Am Beispiel des im Oktober 2018 ausgelieferten Mitteleinstieg-Steuerwagens B4ymgf der DEUTSCHEN BUNDESBAHN Epoche IIIb fällt es schwer, das zu bestätigen. Das Modell kostet schon 5€ mehr als das Ep. IVa-Modell und weist als einzige, unzureichende Änderung nur die epochengerechte Beschriftung für den engen Zeitraum 1965/66 auf.
55 Jahre hat der Modellbahner auf dieses Modell warten müssen.
Zum Ep. IV-Modell habe ich im Vergleich mit dem 30 Jahre alten ROCO-Modell schon etliches geschrieben. Damals hatte ich das Modell nur im Laden betrachten können. Heute aber konnte ich mein Ep. III-Modell auspacken:
Der erste Test - Betrieb mit den FLEISCHMANN-3-Achser-Umbauwagen
Eine besonders typische Zugbildung der Mitteleinstiegs-Steuerwagen war der Einsatz in geschobenen Zügen mit den 3-Achs-Umbauwagen-Paaren.
Da passt nichts, denn die FLEISCHMANN-Wagen sind viel zu hoch über den Achsen. PIKO hingegen hat die Wagen sehr vorbildnah in der Höhenlage nachgebildet.
Der Preis:
65€ ruft PIKO laut Katalog für den Wagen auf. Damit ist er, im Vergleich zu Steuerwagen der Wettbewerber, nicht bezahlt.
22€ kostet der Funktionsdekoder, wenn man das PIKO-Angebot nutzen will.
16€ kostet die PIKO-Innenbeleuchtung. Im Gegensatz zum Ep. IV-Wagen hat man die Clipse wegelassen, durch die auch billigere Produkte einfach einzubauen wären.
102€ ist also der Kaufpreis eines vollständigen Steuerwagens. Die Sitzwagen liegen, so betrachtet, bei 88€. Da ist eine ordentliche Marge drin, oder?
Auf diesen Preis muss man aber auch die Kritik ausrichten:
- Farbe und Anschrift passen nur "für ein paar Tage", besser wäre ein B4ymgf in RAL 6007 gewesen, der weitaus breiter einzusetzen wäre. Auch eine Umbeschriftung in Ep. IIIa und frühe IIIb wäre dadurch vereinfacht worden, da eine Umlackierung wegen der metallisierten Fensterrahmen auf dem Wagenkasten kaum möglich ist.
- Es wurde der vereinfachte Gummiwulst am Steuerende angebracht. Das mag für 1965/66 stimmen. Für eine breitere Anwendung wäre der normale Gummiwulst kundenfreundlicher gewesen. Er ist als Ersatzteil erhältlich.
- Die feinen Trittstufen sind schwarz - bei einem offensichtlich neu revidierten Wagen müssten sie alufarben sein.
- Nur in meinem Zurüstbeutel fehlend: Die untere, lange Einstiegs- und Rangierer-Trittstufe am Steuerabteil-Einstieg mus nachgerüstet werden.
- Die schönen Fenster haben leider keine Regenrinnen.
- Die typischen Gardinen an den Fenstern fehlen.
- Das Dach weist rundum einen Wulst auf, der wohl eine Regenrinne darstellen soll. Dss Vorbild hatte einen glatten Übergang zwischen Dach und Wagenkasten. Auch die Stege auf dem Dach sind vorbildlos. Die Niete sind zu prominent. Eine Nachbearbeitung ist kaum möglich, da Dach und Aufbau ein Spritzteil sind.
- Das Spitzenlicht wurde nicht verkleinert (auch nicht in der Ep. IV-Version) und entspricht damit dem Lieferzustand und nicht mehr dem Modellbetriebszustand.
- Die Schlußlichter an den normalen Wagenenden sind nicht beleuchtbar, leuchten aber bei Innenbeleuchtung immer mit.
- Die Schlußlichter an der Steuerfront sind zu groß.
- Die Dichtungen und Chromringe an den Lichtöffnungen sind am Wagenkasten nicht farblich ausgelegt.
- Die Inneneinrichtung ist grob, einteilig und einfarbig, die Wände müssten hellbeige sein, der Boden antharazit und die Stitzgestelle messingfarben.
- Die Tische sind glasklar an den Fenstern angespritzt.
- Das Steuerabteil müsste bis auf die Sitze maschinengrau sein.
- Stromkabel sind nur angeformt mit sehr weichen Kanten am Wagenkasten und farblich nicht abghoben. Es fehlt der Deckel an der Front, der erst in der EP. IV nicht mehr angebaut wurde.
- Die Radschleifer sind wenig präzise montiert, im Ladene bereits deutlich korridiert und weisen deutliche Fingerabdrücke der Fettfinger des Monteurs auf. Die Stromanahme auf 2-Punkt-Basis ist nicht mehr zeitgemäß.
- Auf dem Dach sind Signalhorn und Glocke einzeln eingesetzt. Die Glocke wird allerdings von 2 dicken Brettern eingerahmt, die diesen Aufwand absurd erscheinen lassen. Das Signalhorn ist sehr klein geraten.
- Die Lichtfunktionen des Steuerkopfes sind nur im Analog-Betrieb nutzbar, ohne aufwändige Umbauten vorzunehmen
- Die negative Krönung ist allerdings die Zumutung des Einbaus eines Funktionsdekoders in den Steuerwagen, ohne den ein Betrieb auf einer Digital-Anlage nicht möglich ist. Währen die üblichen Schnittstellen von fast allen Herstellern breit unterstützt werden, wird dem Käufer hier abverlangt, einen Teil der Platine abzubrechen(!) und den Dekoder selbst an die Restplatine, die mit der Inneneinrichtung verbunden ist, anzulöten. Damit dürfte auch jede Garantie beim Händler erlöschen.
- Auch die Innenbeleuchtung muss an den Dekoder angelötet werden. Für den Analogbetrieb oder Dauerbetrieb sind die freien Enden (weiss und hellblau) zu nutzen. Bei Digitalbetrieb wird die Innenbeleuchtung an den Dekoder angeschlossen, wenn dieser einen freien schaltbaren Anschluss hat.
Leider wurde hier eine Chance vertan und der Markt für diesen Wagen auf vermutlich alle Ewigkeit blockiert. Hinweise von vielen Modellbahnern, u.a. auch von mir, wurden vom Hersteller, wie auch bei den D-Zug-Wagen Ep. III und manchen E-Loks, wissentlich ignoriert.
Weitere Fotos:
PIKO empfiehlt für die DCC-Schaltung den Funktionsdekoder PIKO 56126 und zur Beleuchtung den Einbausatz PIKO 56280. Dieser Beleuchtungssatz ist bei den meisten Händlern nicht lagernd, ein Händler rät sogar von PIKO-Beleuchtungssätzen 56281 und 56280 wegen Problemen bei der Qualität ab. Ich habe das nicht selbst überprüft.
Zum Dekoder- und Beleuchtungseinbau (TAMS FD-R extended mit Glockensound und LED-Leiste von Hufingtronic) gibt es eine weitere Seite.
Text und alle Fotos, soweit nicht anders vermerkt, © Will Berghoff 2018